Die germanische Kultur war weitgehend schriftlos. Um so wichtiger sind Runenfunde mit Ritzungen im älteren Futhark auf Gegenständen, die meist aus Gräbern stammen.
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Übersicht
Runenfunde mit Ritzungen im älteren Futhark
Die Gegenstände, auf denen sich Runen befinden sind häufig aus Metall. Seltener sind Funde aus Horn oder Knochen bzw. Ton. Holzfunde sind extrem selten zu verzeichnen, da sich das Material im Laufe der Zeit zersetzt hat. Der Schwerpunkt der Runenfunde liegt in Dänemark und Südskandinavien. Dies lässt sich auf die Tradition der Runensteine zurückführen, die in einer gesonderten Kategorie aufgelistet sind. Runenfunde sind jedoch auch in Nord- und Mitteldeutschland zu verzeichnen. Durch die Wikinger fanden die Runen eine Verbreitung u.a. bis nach Russland, Ungarn, Rumänien, Norditalien, Frankreich und England.
Da Mythen, Sagen und epische Lieder mündlich überliefert wurden und die isländischen Prosa-Sagas von Anfang an eine (latein)schriftliche Textgattung waren, spielten Runen als Medium literarischer Überlieferung kaum eine Rolle. Aber nicht nur die große Verbreitung von Inschriften macht es wahrscheinlich, dass seit der Wikingerzeit zumindest in der wohlhabenden Oberschicht Skandinaviens ein recht großer Teil der Menschen Runen lesen und schreiben konnte. Die große Mehrheit der einfachen Landbewohner allerdings wird gewusst haben, was auf den markanten Steinen stand und für wen sie errichtet waren, auch ohne selbst lesen und schreiben zu können.
Runen dienten oft auch profanen Zwecken. Dazu zählen Besitzmarken, mit denen Handelswaren und anderes Eigentum gekennzeichnet wurden, geschäftliche Mitteilungen, aber auch Gelegenheitsinschriften in Form von kurzen privaten Botschaften, wie zum Beispiel die Aufforderung „kysmik“ (küss mich), die im Oslo des 11. Jahrhunderts auf einen Knochen geritzt wurde. Überliefert sind viele Runenhölzer und Bleistreifen mit solchen Liebesbezeugungen, Gedichten oder Handelsnotizen. Auch Verwünschungen blieben in Mode.
Siehe auch Runensteine und das Projekt „Runische Schriftlichkeit in den germanischen Sprachen“ (RuneS).